Angst verstehen: Wie sie uns schützt und wann sie Unterstützung braucht

Jeder von uns kennt Angst – sie gehört zum Menschsein dazu. Ob vor einem wichtigen Gespräch, bei herausfordernden Entscheidungen oder in unbekannten Situationen: Angst ist ein natürlicher Begleiter in unserem Leben. Doch oft fragen wir uns: Wann ist Angst normal, und wann wird sie zu viel? Wie kann man lernen, besser mit ihr umzugehen? Und wann sollte man professionelle Unterstützung suchen?

In diesem Beitrag erfährst du, wie Angst auf gesunde Weise funktioniert, was sie mit uns macht und wie psychosoziale Beratung dir helfen kann, einen konstruktiven Umgang mit deiner Angst zu finden.

Was passiert in unserem Körper, wenn wir Angst haben?

Angst ist eine ganz natürliche Reaktion unseres Körpers und Teil unseres Überlebenssystems. Sie signalisiert uns, dass eine potenzielle Gefahr oder Herausforderung bevorsteht. In diesem Moment schaltet unser Körper in den sogenannten „Fight-or-Flight“-Modus – er bereitet sich also darauf vor, entweder zu kämpfen oder zu fliehen.

Typische körperliche Reaktionen sind:

  • Das Herz beginnt schneller zu schlagen.
  • Wir atmen schneller, um mehr Sauerstoff aufzunehmen.
  • Unsere Muskeln spannen sich an, um auf eine schnelle Reaktion vorbereitet zu sein.
  • Der Körper schüttet Hormone wie Adrenalin aus, um uns wach und aufmerksam zu machen.

Diese körperlichen Reaktionen helfen uns, in Gefahrensituationen schnell und effektiv zu reagieren. In früheren Zeiten war das vielleicht notwendig, um vor einem Raubtier zu flüchten, heute bereitet uns dieses System auf Prüfungen, Präsentationen oder andere Stresssituationen vor.

Wann ist Angst normal und sogar hilfreich?

In vielen Fällen ist Angst nicht nur normal, sondern auch nützlich. Sie hilft uns, wachsam zu bleiben und Risiken rechtzeitig zu erkennen. Typische Beispiele für gesunde Angst sind:

  • Lampenfieber vor einem Vortrag oder einer Prüfung.
  • Nervosität vor einer wichtigen Entscheidung.
  • Ein mulmiges Gefühl, wenn man in einer ungewohnten Umgebung ist.

In diesen Momenten motiviert uns die Angst, uns gut vorzubereiten oder achtsam zu bleiben. Sie hilft uns, Herausforderungen zu meistern, und sorgt dafür, dass wir uns auf neue Situationen einstellen.

Wann wird Angst zu viel?

Manchmal kann Angst jedoch über das hinausgehen, was uns hilft, und sie kann beginnen, unseren Alltag zu beeinflussen. In solchen Fällen spricht man von übermäßiger Angst, die das Leben einschränken kann.

In der psychosozialen Beratung geht es darum, an der konstruktiven Angst zu arbeiten – also an der Form von Angst, die in einem gesunden Maß vorhanden ist und die wir positiv beeinflussen können. Wir beschäftigen uns mit den Ängsten, die uns im Alltag begleiten und manchmal stärker werden, als wir es uns wünschen.

Falls du aber das Gefühl hast, dass die Angst in deinem Leben so stark ist, dass sie dich blockiert oder dein Wohlbefinden erheblich beeinträchtigt, könnte dies ein Hinweis auf eine Angststörung sein. In diesem Fall ist es wichtig, professionelle Hilfe durch einen Psychotherapeuten oder Psychiater in Anspruch zu nehmen, da psychosoziale Beratung nicht für die Behandlung von diagnostizierbaren Angststörungen geeignet ist.

Angst vs. Panik: Was ist der Unterschied?

Es ist auch wichtig, den Unterschied zwischen alltäglicher Angst und Panik zu verstehen. Panik tritt oft sehr plötzlich und intensiv auf und geht mit starken körperlichen Symptomen wie Herzrasen, Schweißausbrüchen oder Atemnot einher. Während konstruktive Angst uns auf Herausforderungen vorbereitet, fühlt sich Panik häufig überwältigend an und kann sich anfühlen, als wäre man in Lebensgefahr.

Bei Panikattacken oder dem Verdacht auf eine Angststörung solltest du ebenfalls professionelle Hilfe durch einen Psychotherapeuten suchen. Als psychosoziale Beraterin kann ich dir aber helfen, mit den alltäglichen Ängsten besser umzugehen und Techniken zu entwickeln, die dir mehr Sicherheit geben.

Wie psychosoziale Beratung bei normaler Angst helfen kann

Wenn du merkst, dass dich deine alltäglichen Ängste beschäftigen, ist psychosoziale Beratung ein wertvolles Instrument, um dich besser damit auseinanderzusetzen. Hierbei schauen wir uns gemeinsam an, wie du Angst als hilfreichen Begleiter sehen kannst, statt sie als störend zu empfinden. Folgende Ansätze können dabei hilfreich sein:

  • Atem- und Entspannungstechniken: Da Angst häufig mit körperlichen Reaktionen wie Anspannung oder schneller Atmung einhergeht, können Atem- und Entspannungsübungen helfen, diese Symptome zu lindern. Regelmäßiges Üben kann dir helfen, in stressigen Situationen ruhiger zu bleiben.
  • Selbstreflexion: Manchmal entstehen Ängste durch bestimmte Gedankenmuster oder Überzeugungen, die uns blockieren. In der Beratung können wir gemeinsam erforschen, welche Gedanken deine Ängste verstärken und wie du einen neuen, gesünderen Blick auf die Situation entwickeln kannst.
  • Ressourcen stärken: Ein wichtiger Bestandteil der psychosozialen Beratung ist es, deine persönlichen Ressourcen und Stärken zu entdecken. Diese helfen dir, dich in schwierigen Momenten sicherer und stabiler zu fühlen.
  • Schrittweises Annähern: Manchmal hilft es, sich den Dingen, vor denen man Angst hat, schrittweise zu nähern. Gemeinsam entwickeln wir Strategien, wie du dich Herausforderungen stellen kannst, ohne dich dabei überfordert zu fühlen.

Reflexionsfragen für dich:

  1. Wann war das letzte Mal, dass du dich vor etwas gefürchtet hast? Was hat dir geholfen, diese Angst zu bewältigen?
  2. Gibt es eine bestimmte Situation, in der du das Gefühl hast, dass deine Angst dich zurückhält? Wie könntest du diese Situation in kleinen Schritten angehen, um die Kontrolle zurückzugewinnen?

Wann solltest du professionelle Hilfe in Anspruch nehmen?

Es ist wichtig zu betonen, dass psychosoziale Beratung sich auf gesunde und alltägliche Ängste konzentriert. Wenn du das Gefühl hast, dass deine Angst dich stark im Alltag einschränkt oder du körperliche Paniksymptome hast, könnte dies ein Hinweis auf eine Angststörung sein. In diesem Fall ist es ratsam, sich an einen Psychotherapeuten oder Arzt zu wenden, der auf die Behandlung von Angststörungen spezialisiert ist.

Fazit: Angst als Chance sehen – aber die Grenzen erkennen

Angst ist ein natürlicher Teil unseres Lebens, der uns helfen kann, uns auf Herausforderungen vorzubereiten und achtsam zu bleiben. Sie wird erst dann problematisch, wenn sie unser Leben zu sehr einschränkt. In der psychosozialen Beratung arbeite ich mit dir daran, einen konstruktiven Umgang mit deiner Angst zu finden und sie als wertvollen Begleiter zu sehen.

Wenn du aber das Gefühl hast, dass deine Angst dich überwältigt oder dein Alltag stark beeinträchtigt wird, ist es wichtig, professionelle therapeutische Unterstützung zu suchen. Gemeinsam können wir herausfinden, was du brauchst, um deine Angst besser zu verstehen und zu bewältigen.